Eigentlich gut - echt anstrengend

Sonderregelungen waren in den Krisenzeiten oft der einzige Weg. Agilität wurde auch schon vorher immer mehr in Teams eingefordert. Nun überlasten wir uns selbst durch diese neue Unklarheit. Wenn Verbindlichkeit geht, was kommt dann?

Datum:
25.7.2024
Kategorie:
Zusammenarbeit
Leadership
Team

Ausnahmen machen wird zur Regel – Permanent Beta

Nun haben wir uns schon mehr als 3 Jahre in wechselnden Regelungen bewegt. Im Change Management würde man nach 2 Jahren verändertes Verhalten annehmen, dass es nach aller Erfahrung dann ein stabiles neues Verhalten gibt. Oh ja, aber welches Verhalten ist das?

Es zeichnet sich immer deutlicher ab, welche Konsequenzen die vielen Ausnahmeregelungen, Sondervereinbarungen, das Dulden von Übergangsvereinbarungen oder auch die häufigen Wechsel von Regelungen haben. Es ist bei den meisten Beteiligten zu einem geflogenen Satz geworden: „Das geht im Moment nicht,....weil....“ oder „Wir bitten um Verständnis, dass wir zur Zeit....wegen....Corona / Personalmangel / Lieferengpässen / Homeoffice ...nicht einhalten können.“ *

Diese eher provisorisch akzeptierten Mängel, Defizite, unzufriedenstellenden Arbeitsergebnisse reihen sich aneinander. Und es tritt das „Frosch im warmen-Wasser-Phänomen“ auf, wir gewöhnen uns daran, resignieren und werden müde. Zuverlässigkeit, Verbindlichkeit, gute Synchronisationen durch Absprachen weichen offenen Terminanagaben, zurückgezogenen Angeboten, nicht angetretene Arbeitsverträgen, kurzfristig zurückgegeben Abonnements.

Internethandel war Wandel – Klick-Zusagen

Meine Vermutung ist auch, dass der Internethandel mit seinen 4 Wochenfristen bei der Rückgabe von Einkäufen ganze Käuferscharen an ein Entscheidungsverhalten gewöhnt hat, dass fast ohne Konsequenzen einen „Vertrag“ wieder auflöst / rückgängig macht / als nichtig erklärt.  

Teams leiden unter Regelungen – die nur halbherzig eingehalten werden

Es ist nicht agil, wenn Unverbindlichkeit zu Schwierigkeiten führt. Agil erzeugt immer noch vereinbarte Ergebnisse und hält sich an das Abgesprochene. Wenn ein Teil der Teammitglieder sich an Vereinbartes hält, ein anderer Teil jedoch nicht oder hin und wieder den Absprachen folgt, dann ist es im Ergebnis schlimmer, als wenn nichts vereinbart wird. Denn dann erwartet keiner etwas auf das er angewiesen ist, sondern sorgt durch Check-and-Balances dafür, mit dem Risiko klar zu kommen. Ungewissheit - hingegen – ist bedeutend anstrengender für alle im Team.

Teams trainieren sich in Verbindlichkeit

Was nicht mehr ist und dennoch effizientere Abläufe gewährt, kann und sollte ein Team trainieren. In unseren Modulen haben wir dazu etwas vorhanden, um wieder ein solides Mass an Vereinbarungsklarheit und -konsequenz zu erreichen. Wir könnten es hier beschreiben, das nutzt nur wenig, es muss geübt werden!

*Die Deutsche Bahn hat kürzlich mitgeteilt, dass sie in 2036 wieder pünktlich im Fahrplan fahren wird. Mir ist spontan der Satz rausgerutscht: „Echt jetzt?“